südseiteklein.jpgPredigt zum 950.Todestag von Kaiser Heinrich III.

Krone33.jpgSalier

Gesellschaft e.V.

 

Gedenkmesse zum 950. Todestag von Kaiser Heinrich III.

 2006 wurde auch der 950. Todestag Kaiser Heinrich III. begangen. Er geriet bei all den Veranstaltungen zum 900. Todestag seines Sohnes, Keiser Heinrich IV., fast in Vergessenheit.

Die Saliergesellschaft hat am Todestag des Kaisers, am 5. Oktober, in der Krypta des Domes eine Gedenkmesse für Heinrich III. gefeiert, zelebriert von Domkapitular Josef D. Szuba, musikalisch gestaltet vom kath. Kirchenchor aus Otterstadt

Hier die Predigt von Josef D. Szuba

Einführung

Vor 950 Jahren – am 5. Oktober 1056 – ist Kaiser Heinrich III. in seiner Pfalz in Bodfeld im Harz gestorben.

Er war gerade einmal 39 Jahre alt.  Am 28. Oktober, dem Festtag der Apostel Simon und Judas, wurde sein Leichnam hier im Speyerer Dom beigesetzt. An der Seite seiner Eltern Konrad und Gisela.

Sein Herz – so verfügte er – ruht bis zum heutigen Tag  in der Ulrichskapelle in Goslar.

Wir wollen heute seiner besonders gedenken.

Passenderweise ist heute zugleich der Gedenktag der Domweihe vor 945 Jahre. Fünf Jahre nach dem Tod Heinrichs wurde der Bau I vollendet und eingeweiht.  Heinrich hat am Dom seines Vaters weitergebaut und ihn mit Schenkungen überhäuft.  Das hier ausgestellte Faksimile des Codex aureus ist so aufgeschlagen, dass man das Widmungsbild betrachten kann.

Die Grablege der Salier dient heute noch in erster Linie dem, wozu sie von ihren Stiftern geschaffen wurde: dem Lob Gottes. So wollen wir nun das Wort Gottes hören und das Opfer Christi feiern – wie es in dieser Krypta durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder geschehen ist. Wir dürfen das Lob Gottes singen und dankbar derer gedenken, die uns dieses großartige Gotteshaus geschenkt haben.

 

Predigt

Am Sterbelager Heinrichs III. – so berichten die Annalen –  standen seine Getreuen, darunter der Patriarch Gotebald von Aquileja, Bischof Gebhard von Regensburg und vor allem sein Freund, Gebhard von Eichstätt, der nun als Papst Viktor II. die Kirche regierte. Im Angesicht des Todes hatte Heinrich III. alle um Verzeihung gebeten, die Nachfolge des 6jährigen Heinrichs IV. geregelt und durch die Hand des Papstes die Sterbesakramente empfangen.  Viktor II. nahm auch am 28. Oktober an der Beisetzung in Speyer teil.

Heinrichs Tod bedeutet Ende und Wende oder, wie die Historiker sagen:  Ausklang des frühmittelalterlichen Gottgnadentums und Weihekaisertums, Beginn der hochmittelalterlichen spannungsgeladenen Gegenübers der beiden höchsten Gewalten - Kaiser und Papst. In diesem Jahr haben wir uns ja vor allem mit der dramatischen Geschichte Heinrichs IV. beschäftigt, der vor 900 Jahren verstorben ist. Fast hat er seinen Vater etwas in den Hintergrund gedrängt.

Wer war Heinrich III. Geboren wurde er am 28. Oktober 1017. Wegen seiner dunklen Hautfarbe nannte man in niger - der Schwarze.  Die Ahnenreihe seiner Mutter Gisela führt zu den Königen von Burgund und Westfranken und damit zu Karl dem Großen. Über beide Elternteile ist er mit den Ottonen verwandt. Mit 10 Jahren erlebte Heinrich die Kaiserkrönung seiner Eltern in Rom. Ein Jahr später wurde er im Aachener Dom vom Erzbischof von Köln zum König gesalbt und gekrönt. Er begleitete seinen Vater auf Hoftagen und Heerfahrten und wurde schon früh mit politischen Aufgaben betraut.  Seine erste Frau war Gunhild, Tochter des Königs Knuds von Dänemark. Sie starb bereits 1038 und ist im Kloster Limburg beigesetzt.  Mit dem Tod Konrads II. 1039  trat der 22jährige Heinrich die Nachfolge seines Vaters an. Am Weihnachtsfest 1046 wird er mit seiner zweiten Frau Agnes von Poitou in Rom zum Kaiser gekrönt.

Die Gestalt Heinrichs umweht etwas von der Aura des tragisch Unvollendeten. Seine Regierungszeit war ohne Zweifel ein Höhepunkt in der Geschichte des Mittelalters. Er wird beschrieben als gebildet, nachdenklich, wortgewaltig. Drei Königreiche beherrschte er: Deutschland, Italien und Burgund. Als Imperator Romanorum war er der ranghöchste und mächtigste Monarch des Abendlandes. Er fühlte sich aber nicht nur als weltlicher Herrscher, sondern auch als Gesalbter des Herrn, als Herr der Kirche.  Souverän beherrschte er die Reichskirche, entschied über die Besetzung von Bistümern und Abteien, verlieh den Bischöfen und Äbten die Symbole des geistlichen Amtes Ring und Stab. In der Synode von Sutri ließ er drei Päpste absetzen und bestimmte den Bischof von Bamberg (Clemens II.) zum neuen Inhaber des Heiligen Stuhls. Inspiriert von der cluniaszensischen Reformbewegung tat er viel für die Erneuerung und die Glaubwürdigkeit der Kirche.

1. Heinrich als Kämpfer für den Gottesfrieden:

„Ergreife, Kaiser, das Zepter des Reiches,

beende die Kriege unter den Völkern,

Der Friede beschütze die Städte des Erdkreises,

und zu Pflugscharen schmiede die Schwerter.“

So ein Loblied aus jener Zeit auf Kaiser Heinrich III.

 

Schwerter zu Pflugscharen das alte biblische Wort des Propheten Jesaja, vor gut zwanzig Jahren aufgegriffen von der Friedensbewegung, ausgerechnet als Programm eines mittelalterlichen Kaisers. Tatsächlich war es sein Bestreben, den Gottesfrieden auszurufen. Eine Vision, die bis zum heutigen Tag aktuell ist. Unerreicht, vielleicht unerreichbar  angesichts der vielen Kriege und Krisenherde auf unserer Erde. Aber genauso wahr ist die Sehnsucht der Menschen nach dauerhaftem Frieden. Nach einem Zusammenleben in Freiheit und Würde, ohne Kämpfe und Kriege, ohne Terror und Gewalt. Auch die Politiker unserer Tage werden einmal daran gemessen, wie viel sie zur Schaffung und Sicherung des Friedens beigetragen haben. Schwerter zu Pflugscharen – das ist gerade heute ein hohes Ziel der Weltpolitik, wenn man bedenkt, wie viel Geld sinnlos für Rüstung ausgegeben wird, Geld, das man besser für Bildungs- Ernährungsprogramme ausgeben sollte. Heinrichs Botschaft damals wie heute ist es: Kämpft unermüdlich für den Frieden- im großen wie im kleinen! Tretet ein für die Menschenrechte und sorgt euch um Leben in Gerechtigkeit.

 

2. Heinrich als Förderer der religiösen Reform. Manchmal sträuben sich einem die Haare, wenn man sich der mittelalterlichen Kirchengeschichte zuwendet. Neben heiligmäßigen Gestalten gibt es sehr viele Missstände. Das Schisma mit drei Päpsten habe ich schon erwähnt. Das ein Bischof oder Papst zu den Waffen greift,  ist heute ebenfalls unvorstellbar.  Wie verweltlicht die Kirche damals war,  könnte man an vielen Beispielen belegen.

 

Heinrich lässt sich dadurch – wahrscheinlich durch seine zweite Frau Agnes zusätzlich unterstützt – nicht beirren.

Im Geist der Kirchenreform von Cluny kämpft er für die Erneuerung der Kirche nach dem Evangelium. Er sieht sich als ihr oberster Schutzherr. Bei der Mainzer Synode 1049 ist für die Zeitgenossen bemerkenswert sein harmonisches Zusammenwirken mit dem Reformpapst Leo IX. Vom Ernst seiner Aufgabe ist Heinrich ganz durchdrungen. Viele Zeitzeugen beschreiben seine Frömmigkeit und Glaubensstrenge.

 

„Ecclesia semper reformanda.“

Die Kirche ist zu allen Zeiten reformbedürftig.

Auch heute brauchen wir Laien, die sich entschieden und glaubwürdig für das Evangelium einsetzen – ohne Abstriche oder falsche Kompromisse. Die mit ihrem Einsatz manchen müden Kirchenmann beschämen. Und vor allem brauchen wir Politiker, die glaubwürdig sind. Die Werte und Überzeugungen authentisch vertreten und fördern in einer Gesellschaft, wo alles gleich gültig und damit gleichgültig geworden ist. Heinrichs Botschaft damals wie heute für jeden Christen ist es: Trage bei zur Erneuerung der Kirche, indem du glaubwürdig lebst, indem du immer wieder fragst: Was erwartet Gott von mir? Wie kann ich das Evangelium umsetzen? Was tue ich, um die kirchliche Gemeinschaft zu stärken und zu fördern?

 

3. Schließlich Heinrich als großzügiger Stifter des Domes. Noch heute verehren wir in der Katharinenkapelle die Reliquien, die Heinrich von Papst Clemens 1046 erhalten hat: Das Haupt des Märtyrerpapstes Stephanus, das Haupt des Mönches Anastasius. Dazu die Reliquien von St. Guido, die ursprünglich für das Johannesstift bestimmt waren.

 

Reliquien waren – um es einmal profan auszudrücken – eine Art von Kapitalanlagen des Mittelalters. Sie garantierten eine hohe Wertschätzung und Bekanntheit des Ortes, wo sie aufbewahrt wurden. Sie förderten Wallfahrten und Heiligenverehrung. Letztlich geht es in den Reliquien darum, anschaulich, ja handgreiflich zu machen, dass das Heil nicht etwas Unwirkliches, Überweltliches ist, sondern Gott sein Heil wirkt in und durch Menschen wie du und ich, Menschen aus Fleisch und Blut, aus Haut und Knochen.

 

Ein letztes kostbares Geschenk hat Heinrich dem Dom vermacht. Das Goldene Evangelienbuch. Ein Kunstwerk ohnegleichen. Unvergesslich die Reise des Faksimiles durch die Diözese im Jahr 1998. Über jedes Bild könnte man tiefsinnige Bildbetrachtungen durchführen Die Liebe zum Wort Gottes, aber auch zum Gottesdienst ist hier buchstäblich mit Händen zu greifen. Etwa das Widmungsbild – erste Darstellung des Speyerer Domes Ein Thronsitz für Maria. Heinrich und Agnes wenden sich ihr demütig und vertrauensvoll zu. Heinrichs Botschaft damals wie heute lautet: Liebe das Wort Gottes, das unendlich kostbar ist. Liebe die Kirche als deine Heimat. Sie ist ein Vorgeschmack dessen, was uns erwartet, wenn wir vollendet werden in der Schar der Heiligen, die uns im Glauben vorausgegangen sind.

 

„Spira fit insignis Heinrici munere regis.“

Speyer wird im Glanz erstrahlen durch König Heinrich Gunst und Gabe.

Diesen Satz finden wir im Codex aureus. Indem wir hier zusammenkommen, bestätigen wir diese Aussage. In der Tat: Speyer – und nicht nur Speyer - verdankt Heinrich III. viel. Darum wollen wir dankbar die Erinnerung an ihn wach halten und seine Botschaft von Gottesfrieden und Kirchenreform, von der Kostbarkeit des Wortes Gottes und dem Kirchenbau als Bild des himmlischen Jerusalems diese seine Botschaft wollen wir treu bewahren und an künftige Generationen weitergeben.

 

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